Aktuell

Aktuell habe ich das Lektorat und die Erstellung der deutschen Spielfassung des französischen Theaterstücks „Le choix des âmes“ von Stéphane Titeca auf Basis der Rohübersetzung von Alix de Rasilly übernommen. Das Theaterstück soll baldmöglichst für deutsche Bühnen bereitstehen. Es handelt sich um das kuriose Aufeinandertreffen zweier Soldaten im Ersten Weltkrieg. Franz steckt in einem Loch und kann nicht heraus. Raoul ist verletzt. Nur Kooperation könnte ihnen da weiterhelfen. Doch wie können zwei Kriegsgegner diese verzwickte Situation meistern?

Bei Interesse melden Sie sich bitte bei mir für weitere Informationen. Hier ist ein Auszug:

Franz: Siehst du, wir beide sind gleich!

Raoul: Niemals, niemals, ihr habt uns schon im Jahre 1870 besetzt. Wir müssen uns also verteidigen, wir müssen unser Vaterland verteidigen!

Franz: Woher kommst du? (nach einer Weile) Sag’s mir! Allem Anschein nach haben wir wohl reichlich Zeit zu töten, also los, du kannst ruhig weiter mit mir reden…

Raoul: Aus der Touraine komm’ ich, aus einem kleinen Dorf bei Loches.

Franz: Wärest du nicht besser in deiner Touraine auf deinem Bauernhof?

Raoul: Wärst du in Berlin, wär’ ich nicht an der Maas.

Franz: Hat das alles denn einen Sinn? (nach einer Weile)

Raoul: Was hast du denn in Berlin gemacht?

Franz: Ich wurde in Landshut in Bayern geboren, ich bin Musiker, Cellist…

Raoul: Cellist?

Franz: Ich spiele Cello…

Raoul: Ach so, Cellist!

Franz: Ich habe überall in Europa gespielt: Paris, London, sogar in New York… seitdem ich hier bin, lüge ich alle an, meiner Frau sage ich, dass alles gut läuft… um sie nicht zu beängstigen… ich belüge mich selbst, ich habe versucht, die Musik zu vergessen… aber ich bin wie alle anderen, ich mache mir von morgens bis abends vor Angst in die Hose, es bringt mich um, mich wie ein Tier leben zu sehen… Ich habe gestern der Friede geschrieben und…

Raoul: Deine Frau?

Franz: Ja, ich habe ihr geschrieben und als ich den Brief aufräumte, habe ich zufällig eine Partitur wiedergefunden, zusammengefaltet in meinen Rucksack gesteckt… Die Elegie von Fauré… Was für ein Zeichen diese Elegie doch ist. An dieser Partitur arbeitete ich, als ich sie kennengelernt habe. Ich hab’ die Noten gelesen und wie früher hat mich die Musik eingehüllt, in meinem Inneren habe ich die Vibration des Klangs gespürt; die Wärme des Holzes meines Instrumentes, jede Note, die über mich gleiten wollte… Dann hat mich der Krieg zurückgeholt… ein Kerl wie du marschierte mir entgegen… entweder er oder ich. Ich hab‘ ihn erschossen. (Raoul erschaudert) Du musst jetzt was essen… Ich hab’ Kommissbrot bei mir.

Raoul: Du würdest es teilen?

Franz: Ich brauche dich lebend… Hier nimm! (er gibt es ihm, Raoul schaut es sich an) Das ist deutsches Brot, aber es wird dich nicht vergiften. (Raoul gehorcht; während er isst, versucht Franz seinen Druckverband sauber zu machen)

Raoul: ‘schmeckt gut, schmeckt nach irgendwas, das Vater damals gegessen hat… (eine Weile hält er inne und scheint irgendwie sehr getröstet zu sein)